Familienzuwachs vor dem Nachwuchs

Jeder Mensch hat eine Leidenschaft oder etwas, das ihn antreibt. Bei meiner Frau und mir war und ist es die Abenteuerlust sowie das Reisen. Sie hat schon vor unserer Beziehung viele Länder, Kontinente und am liebsten Nationalparks bereist. In mir wurde der Globetrotter erst vor einigen Jahren auf einer Wanderung in Schweden geweckt. Seither versuchen wir jeden Urlaub und jede Aktivität irgendwo in der Natur und in unbekannten Gegenden zu verbringen. Auf Wanderungen oder kleineren Touren begegnen wir immer wieder Eltern mit ihren kleinen und großen Kindern und jedes Mal grinsen wir uns an und denken „ja, das sind wir, ganz bald!“

Als Teenager ist meine Frau mit den Eltern im James Cook durch Europa gereist. Erst vor ein paar Jahren wurde er gegen ein neueres Modell ausrangiert. Zwar hat meine Familie nie einen besessen, aber die Busse um mich herum haben die Faszination ausgelöst. Flugplatzkinder werden zwangsläufig mit Campingbussen groß. Wie cool ist das bitteschön? Du ziehst das Segelflugzeug hinter dem VW Bus in den Urlaub und hast quasi dein Heim mit dabei, bist sogar autark. Gleiches gilt natürlich für James. Machen wir uns also auf die Suche nach einem VW Bus. Wichtig war uns, dass wir den Bus vor der Geburt unseres Nachwuchses kauften. Würden wir auf die Suche gehen, wenn das Kind schon da ist, hätten wir wahrscheinlich nicht die Muße und Zeit, uns Busse anzusehen. Das Geld haben wir parat, es fehlten nur die Angebote.

Ein Inserat in Dülmen hat unsere Aufmerksamkeit erweckt. Prima, das liegt auf dem Weg nach Münster, wo wir uns noch einen weiteren anschauen wollten. Der erste, ein VW T4 Cali mit 2.5 L TDI und 151 PS hat uns schon gut gefallen. Allerdings war er von innen sehr verwohnt. Das Stoffbalk hatte Löcher und einige weitere unschöne Stellen. Während ich mich noch mit den technischen Eigenschaften des Busses beschäftigte, schielte meine Frau schon zu einem anderen Bus. Jedes Zureden für dieses Spitzenmodell der Extraklasse halfen nicht. Irgendwie würden wir das doch mit dem Innenleben hinbekommen und außerdem will ich ein bisschen basteln. Aber, wie das so im Leben ist, es zählen die inneren Werte, womit ich nicht die PS-Zahl meine. Der zweite Bus sah von außen identisch zum ersten aus, hatte aber eine viel gepflegtere Innenausstattung. Der California von 1999 war ein Sondermodell Blue, das VW kurz vor Facelifting aufgelegt hatte. Der 5-Zylinder zieht mit 2.5 L und 102 PS schon ganz gut, wovon wir uns bei einer Probefahrt überzeugen konnten. Auf- und Abbau von Aufstelldach, der Rücksitzbank und den Pilotensitzen geht einwandfrei. Auch von unten und an den Übergängen von B- zur C-Säule sah alles rostfrei aus. Ein Anruf bei meinem Bruder, der KFZ-Mechatroniker ist und immer ein gutes Gespür für Autos hat, bestätigte uns: „Joa, wenn der gut aussieht und soweit alles in Ordnung ist, dann würd ich den nehmen. Wenn was sein sollte, gibt’s ja 6 Monate Garantie ohne Beweispflicht.“

Jetzt haben wir also einen Bus gefunden, der uns richtig gut gefällt und noch im finanziellen Rahmen von unter 20.000 EUR liegt. Aber wir zweifelten. Sollte dieser Bus tatsächlich unser Bus werden? Immerhin legen wir viel Geld auf den Tisch und der Wagen soll Teil der Familie werden uns einige Jahre erhalten bleiben. In dem Moment klingelte mein Handy und der Verkäufer aus Münster rief an. Er teilte uns mit, dass der Bus leider schon weg sei und wünschte uns viel Erfolg bei der weiteren Suche. Zack. Wie cool, da war die Absage und gleichzeitig die Zusage. Mit dem Verkäufer handelten wir noch ein paar Schönheitskorrekturen im Innenraum heraus (Abdeckung hier, kaputtes Teil da) und kauften ihn schließlich.

Ein paar Wochen später holten wir unseren Bus dann endlich ab. In der Zwischenzeit haben wir uns überlegt, wie er denn heißen soll. So lange haben wir auf unser neues Familienmitglied gespart und so lange nach ihm gesucht. Wahrscheinlich ist es wie bei der Wohnungssuche. Nicht wir entscheiden uns für eine Wohnung – die Wohnung entscheidet sich für uns. Man muss nur auf sein Bauchgefühl hören. So war es auch bei Fiete. Da wir schon wussten, dass unser Baby ein Mädchen wird, vielen also sämtliche Jungennamen raus. Fiete war mein haushoher Favorit, sodass er jetzt für den Bus herhalten muss. Meine Frau war immer der Meinung, dass es sich bei Fiete um einen Mädchennamen handelt. Sämtliche Überzeugungsversuche und Google-Ergebnisse ließen sie allerdings nicht umstimmen.

Mit Fiete haben wir seitdem schon einige Tripps unternommen. Flitterwoche in Dänemark, Frühjahrsurlaub in Südtirol und Sommerurlaub im Allgäu. Mit Fiete macht das Reisen und der Urlaub richtig Spaß. Auch die Elternzeitreise haben wir zusammen mit Fiete unternommen. Unsere Leidenschaften wurden einige Monate später mit unserer Tochter komplettiert. Ein Sitzplatz ist noch frei, mal sehen, wann das nächste kleine Abenteuer beginnt.

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Responses

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  1. Sehr schön! Wir haben unseren Bulli im Sommer verkauft – eingetauscht quasi. Wir hatten uns bei ebay eine Sitzbank für vorne gekauft – für unter 100€. Das war super mit Kind zu dritt vorne sitzen zu können. Eng, aber gemütlich – vielleicht ja auch eine Option für euch!? LG Lina

  2. Danke Lina. Ja, Bulli fahren ist toll. Über eine weitere Sitzbank haben wir auch schon nachgedacht. Da wir vorne aber Pilotensitze haben, können wir nix zusätzlich einbauen. Oder meist du als Erweiterung für die (nicht vorhandene) 2. Reihe zwischen Vordersitze und Rückbank? Da wäre noch Platz, allerdings müssten wir die Bank ausbauen, sobald wir das Bett aufbauen oder kochen wollen. Fiete ist ja ein California 🙂 LG Heiner

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