Diagnose Schwangerschaft: Cytomegalie, Diabetes, vorzeitige Wehen und neue Kraft durch Hypnobirthing
Die zweite Schwangerschaft wird anders, wurde uns immer wieder gesagt. Einige Wochen und Monate sind seit dem Erscheinen des letzten Artikels über die Cytomegalie-Infektion vergangen. Mittlerweile haben wir Infusion zwei und drei bekommen und werden nach wie vor betreut. Leider entwickelt sich die Schwangerschaft immer mehr zu einer Diagnose. Das hinterlässt Spuren. Wir fühlen uns als Spielball der Medizin. Es reicht, jetzt nehmen wir uns Zeit für uns.
Meine Frau ist seit der Frühschwangerschaft HCMV positiv und wurde bereits drei Mal mit dem Medikament Cytotect im Pränatal-Zentrum behandelt. Seit der Diagnose bewegen wir uns in einem Auf- und Ab der Gefühle und vermissen die Leichtigkeit, die wir noch bei der ersten Schwangerschaft hatten. Das Präparat ist sehr teuer und befindet sich noch in der Erprobung. Die Forschung weiß noch nicht, ob es wirkt, weshalb im [download id=“1568″] eine Behandlung abgelehnt wurde. Unsere Krankenkasse hat letztendlich zugesagt. Interessensgruppen, Ärzte und die Pharmalobby haben uns ganz verrückt gemacht. Die Schwangerschaft rückte in den Hintergrund, wir fühlten uns mehr und mehr als Diagnose, gefangen in einem Käfig und Hamsterrad der Medizin. Es gibt kein Entkommen, das Etikett „krank statt schwanger“ haftet an uns.
Nur mühsam lässt sich dieses Etikett verdecken, verstecken aber leider nicht abnehmen, Stichwort: Risikoschwangerschaft. Unser Frauenarzt ist bemüht, dieses Label nicht offen zu thematisieren, doch seine Unsicherheit lässt sich deutlich erkennen. Im Aufklärungsgespräch, damals im frühen Stadium der Schwangerschaft, sagte er noch, dass er in seiner gesamten Laufbahn als Frauenarzt noch keine Frau mit HCMV als Patientin hatte. Wir werden so eng betreut, dass er uns sogar teils von zu Hause aus anruft, uns gleichzeitig aber auch mit „Samthandschuhen“ anfasst, sodass wir nicht wissen, ob er uns etwas vorenthält.
Ein Zuckertest in der Schwangerschaft hilft Schwangerschaftsdiabetes zu erkennen. Schwangerschaftsdiabetes kann das Risiko für Komplikationen bei der Geburt in Form von Übergewicht des Babys sowie Unterzuckerung nach der Entbindung erhöhen. Meine Frau hat also auf nüchternem Magen 50 g Zucker in Wasser aufgelöst getrunken und nach einer Stunde Blut abgenommen bekommen. Liegt der Blutzuckerwert unter 135 mg/dl ist das Ergebnis unauffällig und der Zuckertest beendet. Der Wert meiner Frau lag leicht drüber. Unser Frauenarzt rief uns also wieder an mit einem Termin für einen erweiterten Zuckertest für den nächsten Tag. Ergebnis: es war nur der mittlere der drei Werte etwas erhöht.
Nun also die nächste Diagnose: Schwangerschaftsdiabetes. Und das nur, weil E I N Grenzwert etwas überschritten ist. Jede Frau ist doch anders, jeder Körper reagiert anders, baut den Zucker zeitlich anders ab, oder etwa nicht? Und trotzdem wird ein und derselbe Grenzwert herangezogen? Wir gehören nicht nur Risikogruppe Diabetes: Wir ernähren uns gesund, fast schon zuckerfrei, meine Frau hat bisher kaum an Gewicht zugenommen und dann diese Diagnose. Vielleicht deswegen auch der hohe Grenzwert im Blut? Ihr Körper ist es einfach nicht gewohnt, solch hohen Mengen an Zucker abzubauen. Die Ergebnisse waren jedenfalls wieder ein Schock für uns.
Sogar so sehr, dass sich nur einen Tag nach der Untersuchung in der 28. Schwangerschaftswoche vorzeitige Wehen eingestellt haben und wir zur Sicherheit ins Krankenhaus gegangen sind. Diagnose: Norovirus. Die typischen Symptome des Gastrointestinaltraktes haben anscheinend die nahegelegene Gebärmutter angeregt, sich mit zu bewegen. Glücklicherweise hat sich der Kleine entschieden, drinnen zu bleiben. Im Krankenhaus wurde uns dann noch einmal nahegelegt, dass wir zum Diabetologen gehen müssten, zur Abklärung der Werte und zur Ernährungsberatung. Nach zwei Tagen konnte meine Frau wieder nach Hause. Die Wiederholung des Testes zeigte übrigens verbesserte Werte, offensichtlich hat auch die Virusinfektion als Stressfaktor Auswirkungen auf die Glukosetoleranz. Den Stempel Gestationsdiabetes sind wir leider trotz nun minimaler Abweichung nicht losgeworden.
Es kommt einfach keine Ruhe in die Schwangerschaft. Nicht nur, dass der Alltag wenig Zeit und Raum lässt, eine Bindung zum kleinen Mann aufzubauen, auch die Beziehung leidet sehr unter der angespannten Situation. Die Bewegungen im Bauch werden immer mehr, sind deutlich sichtbar und doch nehmen wir uns zu wenig Zeit für Kontakt und Ruhe. Immer mehr Diagnosen, mehr Meinungen von weiteren Ärzten. Es ist zum Heulen. Ja und das haben wir auch gemacht, geheult. Alleine, gemeinsam, mit unserer Hebamme. Die kam zeitnah nach der Entlassung aus dem Krankenhaus und tat einfach nur gut. Sie zeigte uns den Weg zurück zur Schwangerschaft und empowerte uns mit Zuversicht und Mut. Ein Segen, dass wir dich haben, liebe Astrid. Danke.
Wie ein Flugzeug, dass durch ein Gewitter steuert, sich ruckartig und ohne große Vorahnung auf- und ab bewegt, jagen wir durch die Schwangerschaft. Wir als Passagiere im Rumpf der Medizin. Ich habe keine Lust zu wassern und die Maschine über die Notrutschen zu verlassen. Da mache ich lieber den Pilotenschein und steuere das Flugzeug in ruhige Luftmassen. Das Schöne an diesem Bild ist, dass ich tatsächlich eine Pilotenlizenz habe und gleichzeitig auch noch Stresspräventionstrainer bin. Leider fliege ich nicht mehr aktiv und nur weil ich weiß, wie das geht mit dem Stress und der Entspannung, heißt es noch lange nicht, dass ich der Experte im Haus bin. Deswegen werden jetzt andere Lösungen gesucht!
Seit der letzten Infusion sind etwa fünf Wochen Zeit vergangen, die uns richtig mitgenommen haben. Wir brauchen beide wieder Kraft, Mut, Zuversicht und eine stabile Beziehung für die letzten zwei Monate. In einigen Gesprächen erinnerten wir uns an die schöne Geburt von Freunden, die sehr gute Erfahrung mit Hypnobirthing gemacht haben. Hypnobirthing ist eine Methode der schmerzarmen Geburt unter tiefer Entspannung und Konzentration. Das klingt nach „zurück zu uns“ und „zurück ins Gleichgewicht“. Sehr schön, genau das brauchen wir! Ein Lichtstrahl am Horizont. Innerhalb kurzer Zeit haben wir uns zu einem Hypnobirthingkurs angemeldet, der auch innerhalb weniger Tage beginnen wird. Sicherlich werde ich dazu noch einmal etwas vertiefender schreiben, doch das zu einem anderen Zeitpunkt.
Die zweite Schwangerschaft wird anders, wurde uns immer wieder gesagt. Ja, das stimmt. Wir holen sie uns wieder zurück und führen sie selbstbestimmt fort. Wir freuen uns auf dich, kleiner Mann.
Hallo, erstmal wünsche ich euch viel Kraft für die kommende Zeit, sowohl jetzt als auch nach der Geburt. Falls ihr Interesse an einem Austausch habt, meldet euch gerne. In der 8. Ssw wurde bei mir Cmv diagnostiziert. Ich kann mich sehr gut in eure Lage versetzen. Im Mai habe ich entbunden, mein Sohn hat sich leider infiziert.
Wir würden uns über einen Kontakt freuen.
Sarah & Emil
Hallo ihr zwei,
wir haben im September 2018 entbunden und alles ist gut gelaufen. Der Nachweis CMV war negativ, was uns sehr erleichtert hat. Ihr zwei, wir wünschen euch von Herzen alles Gute, vor allem viel Kraft!
Liebe Grüße,
Heiner & Familie
Hallo Sarah, mein Sohn (geb 02/19) ist auch infiziert, vielleicht hast du Lust auf Austausch?
Ich hoffe, es geht den Eltern und dem Baby heute sehr gut und wünsche Ihnen alles Beste für die Zukunft. Ich habe nicht gewusst, dass die Leute, die sich gesund und fast zuckerfrei ernähren, zur Risikogruppe Diabetes gehören können. Meine Bekannte hat leider die gleiche Diagnose bekommen, obwohl sie ziemlich schlank ist, der Termin beim Diabetologen kommt noch.
Liebe Heike,
danke für deinen Kommentar. Allen geht es gut, der kleine Mann ist kerngesund. Wir denken, dass der Diabetes Test falsch positiv war, aus welchem Grund auch immer. Statistiken kenne ich leider keine, aber vielleicht kann dir dieser Bericht Mut machen. Den Geburtsbericht mit allen weiteren Entwarnungen kannst du übrigens hier nachlesen.
Alles Gute und liebe Grüße,
Heiner