Finanzielles Risiko minimieren – 1.000 EUR für Care Arbeit pro Kind und Monat

Kinder zu bekommen ist eine weitreichende Entscheidung für alle Beteiligten. Dabei ist es unerheblich, ob es die eigenen Kinder oder Pflegekinder sind oder ob ich mit meinem Partner das Kind groß ziehe oder alleine. Kinder bedeuten viel Arbeit, vor allem Care Arbeit. Dafür wird Zeit und Geld benötigt. Doch leider wird diese sinnhafte und wertvolle Arbeit nicht ausreichend be- bzw. entlohnt.

Mein Leben spielt sich seit der Geburt unserer Tochter im Wechsel zwischen Erwerbsarbeit und Care Arbeit ab. Vormittags Brötchen verdienen und Nachmittags Spielen, Windeln wechseln und Haushalt führen. Ich habe es ja so gewollt und außerdem darf ich mich nicht beschweren. Mir ist Familienzeit schon immer wichtiger gewesen, als Lohnarbeitszeit. Doch nie habe ich mir Gedanken gemacht, wie der Alltag aussehen würde und mit welchen Herausforderungen ich konfrontiert werde. Da ist die kleine Beule nach einem Sturz von der Rutsche noch harmlos. Trösten konnte ich schon immer gut und irgendwie habe ich einen Draht zu Kindern. Ich bin gerne Papa. Ein Papa mit Liebe und Leidenschaft.

Leider höre ich immer mal wieder so schöne Aussagen wie: „Tja, selber Schuld, haste dir doch so ausgesucht!“ Was für ein dummes Argument. Erinnert mich an ein Interview mit Margot Honnecker in der FAZ. Da sagt sie 2012: „Die brauchten ja nicht über die Mauer zu klettern, um diese Dummheit mit dem Leben zu bezahlen.“ Es ärgert mich trotzdem.

Seit ich in Steuerklasse V bin, spüre ich finanzielle Nachteile

Und doch frage ich mich, ob das Verhältnis zwischen Lohn- und Care-Arbeit wirklich so gerecht ist. Immerhin zahle ich Lohnsteuern und sorge für den Erhalt des Generationenvertrages. Die arbeitende Bevölkerung zahlt in die Pflege-, Kranken- und Rentenversicherung ein, um die Bedürftigen zu unterstützen. Wer gepflegt werden muss, bekommt Pflegeleistung. Wer krank ist, bekommt Krankengeld und wer nicht mehr arbeiten muss bekommt Rente (sehr verkürzte Darstellung, ich weiß). Für meine Care Arbeit erhalte ich aber nur 192 EUR. Ein mieser Stundenlohn. Und wenn man es ganz genau nimmt, nur die Hälfte. Auf den steuerlichen Nachteil möchte ich gar nicht erst tiefer einsteigen. Nur so viel: Familien mit Kindern werden vor allem deswegen steuerlich benachteiligt, weil das steuerliche Existenzminimum für Kinder in Höhe von 7.428 EUR nicht berücksichtigt wird.

Das Ende 2012 eingeführte Betreuungsgeld für Eltern, die ihre Kinder zu Hause erziehen, anstatt sie in eine Kita zu geben, ist 2015 gekippt worden. Die in den Medien „Herdprämie“ genannte monatliche Leistung beläuft sich auf 150 EUR pro Kind für 2 Jahre. Nur Bayern und Sachsen zahlen auf Antrag das Geld an die Eltern aus. Seitdem ist also nicht mehr der Bund sondern sind die Länder für das Betreuungsgeld zuständig. Die schießen das Geld allerdings komplett in den KITA-Ausbau (und leider nicht in die gerechtere Entlohnung der Erzieher_innen). Diese Summe, also 1.000 Euro im Monat pro Platz, wird immer wieder als Beitrag des Staates sowohl für die politisch gewollte frühe Förderung der Kinder als auch für den von Politik und Wirtschaft gewünschten frühen Wiedereinstieg der Eltern in den Beruf genannt.

„Abwesenheit lässt ein Kind nicht gedeihen.“

Sprichwort der Twi (Ghana)

Care Arbeit und Zeit ≠ Lohnarbeit und Geld

Die Katze beißt sich aber irgendwie in den Schwanz. Eltern gehen arbeiten und geben ihre Kinder in die U3 Betreuung. Sie verbringen weniger Zeit mit ihren Kindern. Aus finanzieller Sicht kann ich den Schritt der Eltern verstehen! Der Staat erhält Lohnsteuern der Eltern und schießt das Geld in den KITA-Ausbau. Was ist aber mit den Eltern, die ihre Kinder zu Hause betreuen wollen? Die trotz des finanziellen Drucks Zeit mit ihren Kindern verbringen wollen? Dass ich finanziell besser gestellt werden möchte ist das Eine, aber dass ich auch Zeit mit meinen Kindern verbringen möchte, das Andere. Die Care-Arbeit, die der Erzieher in der KITA macht, wird entlohnt. Aber die Betreuung zu Hause nicht? Gleichzeitig werde ich noch steuerlich benachteiligt, weil der Freibetrag meines Kindes nicht berücksichtigt wird.

“Armut ist wie ein Löwe – kämpfst du nicht, wirst du gefressen.“

Sprichwort der Haya

Teresa Buecker forderte auf der Blogfamilia, dass „ein Teilzeiteinkommen den Lebensbedarf eines Elternteils mit Kind oder Kindern decken können sollte.“ Es braucht eine neue Vollzeit, „die nicht 50 Stunden und mehr bedeutet. Sondern 20. Und wir müssen 20 fordern, um bei 30 zu landen.“ An diese Forderung möchte ich anknüpfen. Zur zeitlichen Komponente fordere ich eine finanzielle Komponente. Es braucht eine Neugestaltung des Betreuungsgeldes. Jede Familie soll selber entscheiden, wofür die 1.000 EUR eingesetzt werden. Für die Betreuung in der KITA oder die Care Arbeit zu Hause. Damit ich als Vater weiterhin in Teilzeit arbeiten kann und den Anschluss an den Job nicht verliere und gleichzeitig eine enge Bindung zu meinen Kindern aufbaue und erhalte.

Wie sind deine Gedanken zu dem Thema? Ich bin gespannt auf deinen Kommentar und freue mich über Feedback.

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Responses

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  1. Absolut richtige Worte.
    Die von der neuen Regierung erklärten Entlastungen für Eltern und Kinder sind da auch nur ein schwacher Trost. Das Kinderbaugeld wird abermals nur Vermögenden helfen und die für 2019 angekündigte Kindergelderhöhung um 10 Euro fangen vermutlich in den wenigsten Fällen Preissteigerungen auf.

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